Bericht. Erfahrungen mit Ghostwritern
Das Beispiel für die Erstellung einer Biografie als Ghostwriter.
Abflug in die Schweiz, Treffen mit dem Auftraggeber auf der Terrasse. In welchem Stil soll das Buch gehalten werden? Wer sind die Adressaten? Auftraggeber und Ghostwriter lernen sich kennen und vereinbarten das gemeinsame Ziel: ein infomatives Buch. Am Ende der Arbeit soll es beispielhaft sein und niemanden langweilen.
Ungewöhnlich ist die Geschichte. Der Leser wird Einblicke und eigene Einsichten erhalten. Deshalb möchte der Auftraggeber dieses Buch erstellen lassen. Er hat genaue Vorstellungen. Sie decken sich mit denen des Ghostwriters.
Gute Vorbereitung in der Schweiz
Vor der Ankunft hat der Auftraggeber viele Unterlagen zusammengestellt. Der Ghostwriter verfügt über Fotos, Gutachten, Briefe und die persönlichen Schilderungen des Auftraggebers. Wie es scheint, ist dem Auftraggeber daran gelegen, dass sein Ghostwriter möglichst viel Distanz zum Thema mitbringt. Der Ghostwriter eröffnet neue Blickwinkel.
Soll es so sein?
Vor Ort erstellt der Ghostwriter einen Textentwurf. Es sind fünf Seiten. Es wird eine Mischform aus Essay und Reportage entstehen. Während der ersten Arbeit erreichen den Auftraggeber viele Fragen. Er wundert sich nicht, wenn nach der Farbe des Schreibtisches gefragt wird, an dem der Vater saß, bevor er starb. Sein Haus war alt und existiert in Winterthur noch immer.
Es gibt Fotos im Internet, vom schmalen Fußweg, dem grauen Haus, den dunklen Rolläden.
Miterleben, besser verstehen
Weil der Herr seinen Abschiedsbrief auf der Schreibmaschine geschrieben hat, läßt sich rekonstruieren, wie er saß, wohin sein Blick in dem schmalen Büro ging. Der Auftraggeber sagt: „Mir gefror das Blut in den Adern!“ Scheinbar einfache Dinge im Büro wie die Wimpel einiger Fußballmannschaften geben den Texten Atmosphäre.
Der Auftraggeber wirkt in den folgenden Tagen gelöst. Sein Wunsch, ein Buch zu schreiben, ist Realität geworden. Ihm fallen selbst Dinge auf, an die er nicht gedacht hat. Nun entsteht Spannung im Schaffensprozess. Das Buch wird nach zwei Monaten fertig sein.
Ständig im Kontakt
Bis dahin kommt es zu drei Besuchen in der Schweiz, wöchentlich mehrfach treffen dort neue Kapitel ein. Auf dem kürzesten Weg („Skype“) fragt der Ghostwriter immer wieder Details ab. Die Geschichte wird insgesamt neu entwickelt. Es stellt sich heraus, dass der vermeindliche Täter in der Familie das Opfer tiefer Verzweiflung war. Er war nicht der Einzige, der gelitten hat.
Eine Phase im Leben
Nach der Fertigstellung trennen sich Auftraggeber und Ghostwriter in herzlicher Verbundenheit. Beide empfinden eine Zäsur in ihrem Leben. Der Ghostwriter wendet sich nach einer kurzen Pause neuen Aufgaben zu. Der Auftraggeber hat sein Ziel erreicht und bewertet seine eigene Geschichte neu. Jede Nachfrage führte zu neuen Erkenntnissen.
Dennoch sollte ein Produkt entstehen, das gute Buch. Der Auftraggeber ist sicher, dass ihm das gelungen ist. Er betrachtet das Werk als sein Buch. Das ist es.