Wie lange arbeitet ein Lektor am Manuskript?
Freilich kann ich als Lektor nur aus meiner Arbeitspraxis sprechen. Es gibt viele Texte, die mühelos bearbeitet werden können. Andere machen es dem Lektor schwerer.
Es kann sein, dass ich als Lektor eine Stunde über einer Normseite sitze. Zuweilen lässt sich die Qualität von fünf Normseiten im gleichen Zeitraum steigern. Im besten Fall benötige ich für das Lektorieren eines durchschnittlich langen Manuskriptes von 150 Normseiten vier bis fünf Arbeitstage.
Mehrere Korrekturdurchgänge
Ich halte es mit drei Durchgängen. Am Ende der Arbeit lese ich den lektorierten Text intensiv mit großer Distanz durch und füge letzte Änderungen ein.
Parallel zur Prüfung jedes einzelnen Satzes korrigiere ich die Rechtschreibung und die Grammatik. Sind die Sätze verständlich? Ergibt sich aus der Verschachtelung ein Problem für den Leser? Ist es nicht besser, aus einem sehr langen Satz zwei oder drei kleine zu machen?
Welche Änderungen nimmt der Lektor vor?
Diese Korrekturen nehme ich selbst vor. An der Substanz und dem Sprachfluss ändert sich nichts. Konflikte mit dem Autor sind in der Regel nicht zu erwarten. Doch spreche ich die Arbeitsweise ab. Das Kommentieren kann dem Autor andernfalls helfen, Textteile selbst zu verändern.
Wer ein Manuskript geschrieben hat, das zu einem Buch werden soll, vertraut dem Lektor und möchte die Last des Umbaus von Satzkonstruktionen nicht mehr auf sich nehmen. Der permanente Kontakt mit dem Autor ist wichtig. Tag für Tag gibt der Lektor Hinweise und bewertet das Manuskript.
Sensibel mit Dialogen umgehen
Dialoge können ein Problem sein, weil sie der Schriftsprache folgen. Der Lektor fragt sich und den Autor freundlich, ob alle Menschen im Alltag tatsächlich so großartig sprechen. Kennen sich Protagonisten einer Biografie oder eines Romans lange und freundschaftlich, werden sie einvernehmlich miteinander umgehen, nicht wie Fremde, die sich zaghaft und in der Sprache der 70er Jahre nähern, um Banales zu besprechen. Man muss den Kontext verstehen: Sehr vorsichtig miteinander umgehende Freunde haben hier vielleicht doch den richtigen Ton gefunden.
Dieser Arbeitsaufwand kennzeichnet die Arbeitsabläufe des versierten Lektors. Er ist hilfreich.
Gedächtnisleistung
Der Lektor benötigt ein gutes Gedächtnis. Er hat das Ganze erfasst. Wiederholungen können getrost gestrichen werden. Außerdem überprüft der Lektor Schreibweisen zum Beispiel von Firmennamen. Bei dieser Arbeit gibt es zahlreiche Fehlerquellen, die dem Autor entgangen sind. Weiter relativiert der Lektor Aussagen.
Zum Beispiel lassen sich die Probleme Afrikas nicht mit einem Argument begründen. Da helfen winzige Kunstgriffe. Der Autor wird seinen wichtigen Aspekt betonen, doch zu verstehen geben, dass er die anderen sehr wohl kennt.
Kontext beachten
Die Feinarbeit begründet sich auch durch die Geschichte eines Ortes: Wuppertal befindet sich im Tal der Wupper, im Wuppertal bis 1929. Dann wurden einige Städte zusammengelegt. Die Einwohner kommen seither aus Wuppertal. Im Kontext eines historischen Beitrages kommt es auf Feinheiten an.
Dogmatisch darf man das nicht sehen, sondern immer im Zusammenhang. Selbstverständlich darf ein Protagonist davon sprechen, dass er im Wuppertal lebe, wenn er die größte Stadt im Bergischen Land im regionalen Kontext meint.
Als Lektor bin ich gern für Sie da.