Wie lange schreibt man an einem Buch?
Es kann keine eindeutige Antwort geben. Manche Autoren schaffen es, ihr Buch an einem langen Wochenende zu schreiben. Andere benötigen Jahre, schreiben ihr Leben lang.
Selbst halte ich es für unredlich, möglichst schnell viele Seiten füllen zu wollen. Warum sollte man den Text lesen, wenn er grob ist?
Es gibt allerdings Ereignisse in der Geschichte, die in sehr kurzer Zeit Gedichte und Geschichten aus dem Kopf in die Welt gebracht haben.
Genie einer Nacht
Erinnern wir uns also an die Nacht, in der 1792 die Marseillaise entstanden ist. Stefan Zweig hat das Fieber der Leidenschaft in „Genie einer Nacht“ beschrieben.
Die Muse muss jedoch an der Ecke stehen, um willig zu verschenken, was man braucht (nach Heinrich Böll). Zum Schreiben gehören Beharrlichkeit, Ideenreichtum und vor allem der Sinn für den Leser, ob er verstehen oder sich einfühlen kann.
Autoren sind wie Architekten.
Biografie schreiben
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es sehr viel einfacher ist, einen Ratgeber oder einen Essay zu schreiben als eine Biografie. In die Biografie gehören Fakten, Zeiten und Stimmungen.
Die eigene Lebensgeschichte muss plastisch erzählt werden. Sie ist in der Form wie ein Roman.
Entführen
Die niederbayerische Bäuerin Anna Wimschneider hat 1985 in „Herbstmilch“ vorgemacht, dass Biografien ergreifend sein und Literaturpreise verdienen können.
Wer Leser in sein eigenes Leben entführen will, schenkt Details und keine Headlines. Der Gedanke „Die Leute wissen ja, was gemeint ist“ stellt Distanz her. Hübsch ist es, wenn der Autor mit Wissenden und noch Unkundigen Bündnisse eingeht.
Zeit nehmen
Diese Arbeit kostet Zeit. Das Schreiben ist eher mit Schwarzbrot als mit Sahnetorte zu vergleichen. Man muss es sehr mögen.
Mit der Formulierung der eigenen Biografie ist in der Regel auf dem Buchmarkt kein Geld zu verdienen. Jeder Autor hat seine ehrenwerte Gründe, dennoch Lebenswege aufzuzeigen, Irrungen und Wirrungen – und Leser zu gewinnen.
Vielleicht wird das Buch wie „Herbstmilch“ ein Erfolg, vielleicht nicht.
Als Lektor und Ghostwriter bin ich gern für Sie da.