Autor Bundeswehr. „Soldatengräber sind Mahner für den Frieden“
Siauliai . – Die Abendsonne hat Mühe, die Luft zu wärmen, und staubtrocken ist der Boden auf dem Soldatenfriedhof am Rande von Meskuiciai.
Ein Kranz mit weißen Lilien soll niedergelegt werden. Die Soldaten des Deutschen NATO-Einsatzkontingentes gehen minutenlang schweigend umher.
Sie sehen einen Wall, der sich schützend um den kleinen Friedhof legt. Neben dem Hain rauschen die Bäume eines Waldes im litauischen Herbstwind. Niemand der Soldaten spricht. Der Besuch ist beklemmend.
Die 60 Grabsteine in der Form von Kreuzen gehören zur wechselvollen Geschichte Litauens. Das Land wurde 1915 durch deutsche Truppen besetzt. In den Gräbern ruhen russische und deutsche Soldaten, gestorben bei Kämpfen um die Stadt Siauliai im Juli 1915.
Axel Eden schaut auf die vielen faustgroßen Steine, die er um die kniehohen Steinkreuze gelegt hat, wie einen Schutzwall für jedes Grab. Eden ist Stabsfeldwebel, ist einer von den fünf Kameraden, die hier drei Wochen lang täglich gearbeitet haben, und das in ihrer Freizeit. 200 Stunden lang wurde dem Andenken an die Gefallenen mit Hand und Säge, mit Hacke und Schaufel ein würdiger Platz gegeben.
Stabsfeldwebel Axel Eden sagt, er habe die Arbeit einer Jugendgruppe des Volksbundes Deutscher Kriegsgräberfürsorge übernommen. Die jungen Leute konnten nicht bleiben. Immerhin war das Unkraut und die Büsche schon entfernt worden, sonst wären die kleinen Kreuze kaum noch zu finden gewesen.
Schwer ist auch der Zugang zum Friedhof. Eine schmale, staubige Straße führt an einer bewohnten, aber arg verfallenen, Siedlung vorbei zu einer unendlich wirkenden Wiese. Dort wo man abbiegt, befindet sich nur eine Ahnung von einem abgehenden Feldweg, der am Waldrand endet. Hier befindet sich der kleine Soldatenfriedhof. Ein einsamer Fleck in diesem von der Geschichte selten gut behandeltem Land.
Oberstleutnant Joachim Ellguth, Kommandeur des deutschen NATO-Kontingentes in Siauliai, hält eine Ansprache. Er findet in diesem Moment die richtigen Worte. Die Rede ist von der Zukunft, die ohne Vergangenheit nicht zu gestalten ist. Dann erinnert sich Oberstleutnant Ellguth an ein Zitat von Albert Schweizer: „Soldatengräber sind Prediger des Friedens!“.
Der Blick der Solaten verschwindet in diesem Moment in der Ferne.