Lektorat und Beurteilung: leider keine kostenlose Beratung möglich
Regelmäßig, sogar mehrfach pro Woche, erhalte ich Manuskripte mit der Bitte, sie kostenlos zu lesen und sie zu beurteilen. Ich verstehe, dass die Leidenschaft fürs eigene Manuskript von dem geteilt werden soll, der sich Tag für Tag professionell um gute Texte bemüht. Dieses Feedback ist wichtig.
Ich beurteile Manuskripte stets so, dass meine Meinung mit Belegen weiterhilft. Zählen Sie getrost auf mich. Dahinter stehen 38 Jahre Erfahrung.
Auch gestern erhielt ich ein umfangreiches Manuskript: „Ich bitte Sie um die kostenlose und unverbindliche Beurteilung meines Textes.“ Wer sollte mir gram sein, wenn ich mich überrascht gebe?
Ähnlich ist es, wenn spät abends Anrufe eingehen, Vorgeschichten zum Beispiel für Biografie-Projekte beschrieben werden. Dahinter steht die Frage: „Wie schreibe ich mein Buch?“ Solche Gespräche dauern oft länger als eine Stunde, sind zu solchen Uhrzeiten nicht gerade willkommen.
Ich bemühe mich dennoch, will am Prinzip festhalten: Alles zu seiner Zeit und als Teil des alltäglichen Arbeitslebens.
Ein Buch ist das übrigens noch nicht, sondern ein Manuskript. Ein Buch entsteht später aus dem Zusammenspiel von Lektorat, Produktion und Vertrieb. Das Buch ist das Endprodukt.
Was wie eine leichte Aufgabe zu sein scheint, die an den Lektor herangetragen wird, nimmt Zeit in Anspruch: lesen, exemplarische Textstellen markieren, die Geschichte erfassen und beurteilen, über neue inhaltliche Chancen nachdenken, konstruktiv auf Schwächen hinweisen.
Die Beurteilung soll dem Autor bzw. der Autorin helfen, das eigene Manuskript selbst verbessern zu können. Diese Arbeit biete ich gern an. Ich bin für Sie da. Das ist eine Dienstleistung mit Leidenschaft.
Doch kann ich diese Aufgabe nicht kostenlos übernehmen. Mir wird die wenige Freizeit genommen, die ich zum Durchatmen brauche, und es entstehen Konflikte mit jenen Autoren, die mit Fug und Recht auf meine Arbeitsleistung warten, weil sie mich dafür honoriert haben.
Ist das Manuskript umfangreich, vergehen zuweilen zwei Tage fürs Lesen und die schriftliche Beurteilung, vielleicht mehr.
Schwierig wird es, wenn ausgedruckte Manuskripte per Briefpost ankommen. Urheberrecht ist ein hohes Gut. Natürlich behüte ich das Papier. Ich werde nachfragen müssen, vielleicht sogar mit einem Brief: Was soll ich mit dem Manuskript tun, wenn ich es nicht honorarfrei bearbeiten kann? Soll es zurückgeschickt oder sicher vernichtet werden? Das kostet Zeit für den Gang zur Post, das Warten in der Schlange und Geld zum Beispiel fürs Porto.
Deshalb gilt: Bitte schicken Sie Manuskripte nur auf dem elektronischen Weg zu mir. Weiter berechne ich zunächst den Umfang des Manuskripts nach Normseiten (siehe: Definition Normseite) und erstelle ein akzeptables Angebot. Kann das nicht angenommen werden, lösche ich das Manuskript mit einer gesonderten Mitteilung vom Computer.
Oftmals sind Überraschung und Enttäuschung groß, wenn ich leider sagen muss, dass auch die Arbeit eines Lektors bezahlt werden muss. So halten es die Handwerker, die Angestellten in den Büros und die Verkäufer in den Geschäften.
Ich freue mich, wenn Sie mir Ihr Verständnis schenken.
Foto: Hektikproductions, Berlin