Frage an den Lektor: Soll ich ein Buch schreiben?
Am Anfang steht die Idee. Für das Schreiben gibt es viele Gründe: Es macht glücklich, weil viele Gedanken ihre Ordnung finden. Die große Zufriedenheit liegt darin, Distanz zu seinen eigenen Geschichten aufgebaut zu haben, damit sie von anderen verstanden werden.
Wie fange ich an? Dann kommen die Zweifel: Kann ich das, sollte ich weitermachen?
Verbinden
Wer schreibt, ist wie ein Pädagoge, der vermittelt. Das Schreiben ohne Wissen und Geschichten, um Aufmerksamkeit zu erlangen, ist keine gute Idee. Es ist durchaus reizvoll, ein eigenes Buch geschrieben zu haben. Das stimmt. Aber es reicht nicht. Die Geschichte findet ihre Wörter.
Doch sollte jeder Text wie eine Feder sein, die kitzelt oder wie eine Axt, die das gefrorene Meer in uns Lesern bricht. Dafür braucht man keine Schicksalsschläge, um Nacht für Nacht für andere zu schreiben.
Das eigene Schicksal indessen ist ein wichtiges Thema. Es bietet Identifikation, Reflexion und Teilnahme.
Realität
Die Realität zeigt, dass das Buch ein Produkt ist. Fachleute gehen nach der Fertigstellung des Manuskripts an die Arbeit. Dabei ist nicht nur der Lektor. Ein guter Layouter versteht die Kunst der formalen Gestaltung. Der Drucker hat seine Handwerkskunst und sein feines Gespür für Ästhetik erlernt und mitgebracht.
Dann kommen der Logistiker und der Buchhändler hinzu. Am Ende dieser Reihe steht der Leser, der das Werk beurteilt.
Ja? Nein?
„Soll ich mein Buch schreiben?“ Ich glaube, dass jede Geschichte interessant sein kann, wenn der Autor genug Mut hat, seine Persönlichkeit abzubilden. Er ist an Formen gebunden, also an die Rechtschreibung, an den Aufbau.
Sagen wir: Die Lesegewohnheiten beeinflussen nicht die Idee, sondern die Form. Die Antwort auf die Frage lautet: ja.
Man muss nicht vom Schicksal geschüttelt worden zu sein, um ein gutes Manuskript über viele Seiten hinweg formulieren zu müssen. Das gilt vor allem für Biografien.
Der Alltag kann hinreißend komisch oder öde und leer sein.
Mit Leidenschaft und dennoch mit Distanz
Wer schreibt, muss Leidenschaft dafür entwickeln. Dabei ist es wichtig, zu erahnen, wer seine Leser sein könnten. Wer für Kinder schreibt, muss achtsam sein. Dennoch brauchen alle Leser Anstöße, um sich etwas vorstellen, sich einfühlen zu können.
Die nachvollziehbare Abstraktion braucht jede Zielgruppen.
Mutig wie ein Akrobat
Übrigens: Zwischen „klug“ und „schlau“ liegt ein großer Unterschied. Findig und scheinbar naiv geschrieben, ist ein Autor zuweilen schlau über seinen Schatten gesprungen. Das Gesicht verloren hat er nicht.
Und: Da war jemand sehr mutig und erfolgreich, weil er gekonnt und überraschend Pirouetten gedreht hat – bei der Beschreibung des eigenes Leides.
Die Kinder
Die Kunst liegt überall in der Vereinfachung. Denn: Das Buch ist meist ein Massenmedium.
Ein 3-jähriges Kind wird nicht wissen, was ein Ultraschallgerät ist. Man kann es wunderbar beschreiben: mit dem Fernseher und der Matsche, in der ein neues Baby zu sehen ist. So gibt es, wenn auch andere, Beispiele für Erwachsene, die einfach Lust am Erleben und Lernen haben. Dafür sind Bücher da.
„Soll ich ein Buch schreiben?“ Ja. Haben Sie Mut.