Lektor. Bücher für Kinder schreiben
Kinder brauchen Geschichten. Hier gibt es geschickt platzierte Nebenschauplätze, die den Wert der Geschichte keineswegs schmälern. Ja, wenn man zum Beispiel mit einem Polizeipräsidenten richtig befreundet wäre, könnte man allerlei Blödsinn machen.
Der Mann spricht mit sich und behält seine verschmitzte Art des Sprechens auch im Umgang mit anderen Erwachsenen bei. Das macht ihn authentisch und damit für Kinder greifbar. Der Rollenwechsel wäre eher in Romanen angebracht, in denen die Vielschichtigkeit von Persönlichkeiten gezeichnet wird.
Es wäre falsch, das hier so zu machen wie in einem Roman. Die Zielgruppe wäre verfehlt. Erwachsene, die Bücher für Kinder schreiben, um Anerkennung von Erwachsenen zu bekommen, sollten nicht daran denken, Kindern die Zeit zu rauben.
Mut und Abenteuer
Die Kunst ergibt sich aus dem Mut. Den Mut braucht man zur Vereinfachung. Die Vereinfachung benötigt der Autor, wenn er verstanden hat, wer seine Leser oder Hörer sind.
Deshalb kann ein Ghostwriter ohne solche Fähigkeiten für Kinder nicht gut genug schreiben. Er müsste von einem breiten Publikum ausgehen, wenn er selbst keine Kinder hat.
Die besten Autoren sind die, die täglich mit Kindern zu tun haben.
Ein Lektor würde nicht nur auf die Rechtschreibung achten, was er ohnehin macht, sondern ebenso auf den Aufbau. Diese Arbeit übernimmt er am Schreibtisch – allein, fachlich versiert, ohne den Bezug zu einem Publikum, das vor ihm sitzt: die Kinder, denen man vorliest, wenn sie noch klein sind.
Moral?
Gute Geschichten verfügen zuweilen über einen moralischen Anspruch. Für Kinder ist es wichtig, diese Moral selbst entdecken und entscheiden zu können, ob sie sie annehmen wollen.
Was spricht dagegen zu sagen, der Stuhl, auf dem man beim Friseur sitzt, ist natürlich der eigene? Das Mein oder Dein steht in Kinderbüchern in einer anderen Relation.
Passe auf etwas oder auf Dich auf. In Abenteuern stecken Grenzen, die Kinder entdecken. Pädagogischer Eifer wäre falsch. Humor ist gut.
Satzbau
Der Irrtum mag darin liegen, dass kurze Sätze hilfreich sind, um möglichen Aufmerksamkeitsdefiziten zu entsprechen. Doch die sprachliche Aufbereitung hängt vom Inhalt ab. Die Atemlosigkeit des Verfolgers oder Verbrechers verträgt sich mit der Länge der Sätze, die die Atemlosigkeit beim Vorlesen erzeugen können.
Es ist die Empathie, die die Manuskripte auszeichnet.
Kernspintomograph und Rotationsmaschine
Was zu vermeiden ist, das ist Unverständliches. Zuweilen transportieren Autoren Dinge aus ihrer eigenen Lebenswelt in Kinderbücher.
Manche Begriffe kommen Kindern hin und wieder fremd vor, wenn sie dröge klingen. Andererseits hat ein Wort wie „Rotationsmaschine“ einen gewissen Charme, mit dem man im Kinderbuch spielen kann. Entscheidend ist der Kontext. Hauptsache, Kinder verstehen, was ich als Autor meine.
Tatsächlich sind Kinderbücher anspruchsvolle Werke.
Als Lektor bin ich gern für Sie da. Zur Arbeit gehört das Vergnügen.