Lektor. „Herbstblüten“. Roman von Ulf Pape, Berlin
In dem Roman* wird die Zeit rund um den Mauerfall mit Lebenssituationen beschrieben. Es geht vor allem um Erfahrungen in der Wendezeit 1989/1990, um Existenzängste und Zweifel, um rohe Gewalt und erotische Exzesse, ums Fernweh und neue Perspektiven.
Uwe, ein 24-jähriger Anarcho aus Ostberlin, und der gleichaltrige, in Berlin gestrandete Rom Gabor, der mit dem Stigma des Zigeuners am Rande einer Müllhalde nahe der rumänischen Stadt Braşov aufwuchs, erleben den Fall des Eisernen Vorhangs unterschiedlich.
Hoffnung
Während Uwe von einem Sozialismus mit Freiheit träumt, sich hüben wie drüben mit Ordnungshütern und Neonazis herumprügelt und nach dem Fall der Mauer sein Soziologiestudium in Westberlin beginnt, möchte Gabor das Elend der Roma-Siedlung hinter sich lassen.
Er scheint eine Chance zu haben: Eingeladen nach Berlin, um junge Frauen nach Deutschland zu bringen, erkennt er in seinem Bruder Joschka einen brutalen Zuhälter.
Gabor verliebt sich während der Bahnfahrt in Alla, die zur Prostitution gezwungen werden soll, und unternimmt in Berlin eine riskante Befreiungsaktion. Des Bruders rechte Hand ist Axel, ein sadistischer Sexualstraftäter, ehemaliger Leiter eines Jugendwerkhofs und Stasi-IM, der aus der noch existierenden DDR in den Westen flüchtete, um unter falschem Namen neu zu beginnen. Axel verachtet Joschka, was sich rächt.
Suche
Unterdessen fehlt dem quirligen Ost-Autonomen Uwe zum Studieren der lange Atem. Er flüchtet sich von einer erotischen Eskapade in die nächste und reflektiert sein Dasein mit der ermüdenden Oberflächlichkeit eines Linken, der seine Welt ordnen will.
Kreuzberger Linksautonome verstecken Gabor in einem besetzten Haus. Allas ältere Schwester wird am Ende einer misslungenen Flucht in Frankfurt am Main kaltblütig ermordet. Daraufhin wird Joschka nach dem Racheschwur von Allas rumänischem Vater umgebracht.
Neuanfang
Gabors Onkel Vulpe aus Timişoara, ein umtriebiger Händler, möchte in New York ein Antiquitätengeschäft eröffnen. Vulpe verschafft Gabor schließlich ein Visum, damit er ihm nachreisen kann.
Die Wege der Protagonisten kreuzen sich in Amerika. In Manhattan lernt Gabor Uwe kennen, der sich auf der Durchreise nach Venezuela befindet. In einer New Yorker Bar treffen beide zufällig auf den früheren Liebhaber von Gabors Großmutter, den belesenen Shoa-Überlebenden Abraham Goldstein, der bis dahin nicht wusste, dass auch seine damalige Geliebte Auschwitz überlebt hatte.
Der Autor
Ulf Pape: geboren am 19. 06. 1965 in Ostberlin. Pape wuchs in der DDR auf. Sein Vater, Jahrgang 1930 und Sohn eines Bergarbeiters, studierte an der Arbeiter- und Bauernfakultät und brachte es bis zum stellvertretenden Direktor des Flughafens Berlin-Schönefeld. Der Sohn opponierte gegen den Vater.
Ulf Pape fühlte sich den Reformkommunisten und der Idee der Anarchie verbunden. Einerseits engagierte sich der gelernte Schlosser im „Zirkel schreibender Arbeiter“ unter der Leitung des jüdischen ehemaligen KPD-Funktionärs und Schriftstellers Jan Koplowitz. Andererseits pflegte er intensive Kontakte zur linken DDR-Opposition im Dunstkreis der Zionskirche in Berlin-Mitte.
Zu dieser Zeit reiste Ulf Pape oft mit dem Rucksack durch den ehemaligen Ostblock und setzte sich mit ziganen Kulturen auseinander.
In der Wendezeit war er Delegierter der Vereinigten Linken am Runden Tisch in Berlin-Weißensee. Gleichzeitig verstand er sich als militanter Autonomer und war an gewaltsamen Auseinandersetzungen mit Neonazis und der Polizei beteiligt. Er begann 1990 in Westberlin ein Soziologiestudium. Später wechselte er zur Politologie und zur Germanistik.
Seit 20 Jahren ist Ulf Pape in der Physiotherapie und der Körperarbeitszene tätig. Er ist in diesem Bereich ein renommierter Dozent, zudem ein Fachbuchautor. Er unterhält einen mit 53 Millionen Klicks und 120.000 Abonnenten erfolgreichen YouTube-Kanal, auf dem er seine innovativen Physiotherapiemethoden präsentiert.
*Den Text hat der Autor übermittelt.
Das Manuskript steht Verlagen zur Verfügung. Gern stelle ich den Kontakt zum Autor her. Genre: Roman; Umfang: ca. 600 Normseiten; im Oktober 2020 abschließend lektoriert.